Weinlese – die wichtigste Zeit des Weines
Die Tage werden allmählich kürzer, die Temperaturen sinken, der Wind weht, die Farben werden wärmer und die Stimmung wird gemütlicher – der Herbst begrüßt uns. Für die Winzer ist dies der Höhepunkt des Jahres, denn mit dem Herbst beginnt auch die Weinlese. Doch was genau ist „Weinlese“? Was muss beachtet werden? Wie können Weinliebende auch ein Teil davon werden? Dieser Artikel wird euch einen kleinen Einblick in die wichtigste Weinzeit des Jahres gewähren.
Was ist Weinlese?
Die Weinlese, auch Traubenlese oder schlicht Lese genannt, ist für die Trauben, was für alle anderen Nutzgewächse die Ernte ist und beginnt in Deutschland im Herbst oder eher Frühherbst jeden Jahres. Der Name Weinlese leitet sich aus dem „Lesen der besten“, demnach reifen, Trauben ab. Die Traubenernte ist die erste von vielen Phasen der Weinherstellung und beginnt ungefähr Mitte September und kann sich bis November hinziehen. Mittlerweile beginnen die Winzer aufgrund der lang-anhaltenden Hitze auch schon Anfang September mit der Ernte. Die Früchte können bei zu hohen Temperaturen platzen und werden dadurch unbrauchbar für die Weinproduktion. Die Lese zieht sich auch bis in den Dezember oder sogar Januar, wenn nach den ersten starken Frösten die Trauben für „die Spätlese“ und den Eiswein gelesen werden. Auf der Südhalbkugel ist es umgekehrt, dort wird zwischen Ende Februar und April geerntet.
Warum ist der Zeitraum der Ernte so groß?
Ein Winzer benötigt eine ausgezeichnete Intuition und muss ein gutes Gespür für seine Trauben entwickeln, um das Bestmögliche aus seiner Ernte machen zu können. Die verschiedenen Reifezeiten der unterschiedlichen Traubensorten sind der Grund für den langen Zeitraum der Weinlese. Das Wetter ist auch ein wichtiger Faktor, denn bleibt es sonnig und trocken, bei moderaten Temperaturen, kann die Ernte für noch besseren Wein hinausgezögert werden. Sollte es allerdings viel regnen, muss frühzeitig mit der Lese begonnen werden, um der Verfaulung der Trauben vorzukommen.
Wie werden die Trauben geerntet?
Die Weinlese im Weinberg wird traditionellerweise manuell vorgenommen, wobei die Trauben mit der Hand abgeschnitten werden. Diese Handlese ermöglicht es dem Winzer nur die reifsten, gesunden und besten Trauben abzuschneiden, also „auszulesen“. Die Qualität des Weins wird durch diesen Vorgang gesteigert und ist gleichzeitig die Namensgebung für die besonderen Auslese-Weine der Qualitätsstufe QmP. Die geernteten Beeren werden in Eimern oder Behältern (Bütten) aus Holz oder Kunststoff gesammelt und auf dem Rücken getragen. Dieses Verfahren ist überaus zeitaufwendig und kräftezehrend, hat aber den Vorteil, dass die Trauben schonend behandelt werden und somit wenig bis gar keinen Schaden beim Transport erleiden müssen. Heutzutage findet die Weinlese oft maschinell statt und es kommen sogenannte Traubenvollernter zum Einsatz. Das sind Maschinen, die über die Reihen der Rebstöcke hinwegfahren und die Trauben durch Klopfen oder Rütteln entfernen. Sie werden dann über ein Förderband automatisch in einen Auffangbehälter geleitet. Die maschinellen Erntehelfer verrichten ihre Arbeit um einiges schneller als ein Mensch, allerdings geraten dabei auch Laub und Äste ins Lesegut, die dann entfernt werden müssen.
Wie können Weinliebhaber Teil der Weinlese werden?
Jedes Jahr während der Weinlese bieten verschiedene Weinberge in den Weinanbaugebieten des Landes (z.B. Rheinhessen, Pfalz, Mosel, Franken oder auch Baden-Württemberg) die Möglichkeit an, bei der Ernte zu helfen. Die Helfer lernen dabei sehr viel über Wein und erhalten einen tiefen Einblick in das Leben eines Winzers. Der Ausblick ist atemberaubend schön und verzaubert jedes Jahr viele Besucher*Innen. Meist wird die gesellige Weinlese mit einer anschließenden Verkostung und einem deftigen Abendessen abgerundet. Wer sich allerdings einfach erholen und den kulinarischen Köstlichkeiten hingeben möchte, kann sich in einem Winzerhof eine kleine Ferienwohnung oder ein Zimmer mieten. Hier sind die Besucher mitten im Geschehen und können entweder Rad- oder Wandertouren mieten oder auf eigene Faust das Gebiet erkunden. Am Abend wird der Besuch eines der wunderschönen Weinlesefeste wärmstens empfohlen – hier gibt es die ersten Federweißer, deftiges Essen und Livemusik in einem wundervollen entspannten Ambiente.
Hier ein paar Tipps und Anregungen, wo es hingehen könnte:
- https://www.weingutscout.de/weinreisen/sw/alle-reisen/weinlese-in-rheinhessen/
- https://www.naturgarten-kaiserstuhl.de/de-de/kaiserlich-erleben/mithilfe-bei-der-weinlese
- https://weingut-hauth.eu/wein-erlebnis-wochenende
- https://www.weingueter.de/urlaub-auf-dem-weingut/
Ganz gleich, worauf die Entscheidung fällt: Es wird ein goldener Herbst!