Weine aus dem Supermarkt
Mal eben in den Supermarkt und eine Flasche Wein fürs Essen heut Abend kaufen – das ist bequem und günstig. So denkt tatsächlich die Mehrheit aller Weingenießer in Deutschland und somit stammt fast jede zweite Flasche vom Discounter um die Ecke. Doch worauf sollte man beim Kauf im Supermarkt achten? Und kann der Wein wirklich mit den Qualitätsweinen vom Winzer mithalten? Lasst uns einen Blick werfen in die facettenreiche Welt der Discounterweine und ein paar Erkenntnisse über das Thema gewinnen, worüber sich so viele selbsternannte Weinkritiker die Köpfe einschlagen.
Was muss ich beim (W)einkauf beachten? – 5 Tipps und Tricks
Schaut man sich das Weinangebot der Supermärkte heute an, lässt sich mit Leichtigkeit feststellen, dass sich die Situation in den letzten Jahren zum Positiven geändert hat. Viele Discounter wie Aldi oder Rewe haben ihr Weinangebot stark überarbeitet, sodass Billigweine aus dem Tetrapak oder Weine aus vorwiegend europäischem Anbau nun Platz machen für edlere, teils prämierte Tropfen aus der ganzen Welt. Doch die Auswahl ist riesig und unter den qualitativ hochrangigen Weinen finden sich vermehrt auch die qualitativ minderwertigen Weine. Die enorme Auswahl macht es nicht unbedingt einfacher und lässt viele Kunden ratlos vor den Weinregalen stehen.
Wir wollen nun einen Blick darauf werfen, worauf man bei der Wahl seines zukünftigen Lieblings-Supermarkt-Weins achten sollte, damit ein kompletter Fehlgriff beim nächsten Einkauf ausbleibt – denn was ist enttäuschender, als zu einem leckeren Mahl einen 0815-Wein trinken zu müssen.
1. Finger weg vom unteren Supermarkt-Regal!
Supermarktweine sind in der Regel Industrieweine. Die wirklich fragwürdigen Billigtropfen finden sich meist ganz unten im Regal. Hierbei wird möglichst viel und schnell für möglichst wenig Geld produziert, sonst würde man den Wein nicht so günstig und nahezu überall kaufen können. Letztendlich bekommt der Wein nicht die Zeit, die er benötigt, um sein volles Potential zu entfalten, und das schmeckt man hinterher! Für guten Weingenuss sollte man also mehr als nur 4 Euro investieren.
2. Die Weine werden extra so hergestellt, dass man sie „jung“ trinkt.
Das ist ein äußerst wichtiger Punkt, der zu beachten ist, denn bei vielen ist der Gedanke verankert: Ah…. je älter der Wein, desto besser! Das stimmt nicht immer. Grund dafür ist auch hier wieder der Kostenfaktor. Billige Weine sind in der Regel nicht lange lagerfähig und sollten daher zeitnah getrunken werden. Empfehlenswert sind Weine, die nicht älter als 2 Jahre sind. Alte Weine sollte man eher im Weinhandel kaufen. Wichtige Info für Wein-Neulinge: Der Jahrgang ist das Jahr, in dem die Trauben geerntet wurden, nicht das Jahr, in dem der Wein abgefüllt wurde.
3. Haltet beim (W)einkauf Ausschau nach Auszeichnungen auf dem Flaschenetikett.
Zwischen all den anderen Weinen finden sich nämlich auch prämierte Tropfen. Anstatt also hier nach dem schönsten Etikett zu entscheiden, sollte man etwas genauer hinschauen und vielleicht das langweiligere Etikett mit Gütesiegel o.ä. Qualitätsmerkmal wählen.
4. Die Präsentation des Weins spielt keine minderwertige Rolle.
Oft werden speziellere oder qualitativ hochwertigere Weine so platziert, dass sie dem Kunden direkt ins Auge springen. Meist werden diese Weine so positioniert, dass sie sich sichtlich von den anderen Flaschen abheben, aus der Reihe tanzen oder mitten im Raum auf einem kleinen Extrapodest stehen. Flaschen, die eher als Staubfänger fungieren und in den hintersten Reihen schon längst in Vergessenheit geraten sind, solltest du besser dort stehen lassen.
5. Als letztes ist eventuell etwas Mut gefragt.
Man muss einfach ein wenig experimentieren, ein paar Tipps und Tricks anwenden und damit wächst auch schon die Chance, den einen perfekten Discounterwein für sich zu entdecken – möglich ist es.
Sommerweine aus dem Supermarkt
Weine im Supermarkt zu kaufen, ist also absolut legitim und nach einigem Ausprobieren und Suchen kann es dabei echte Überraschungen geben.
Laurens Mauquois (www.der-weinsnob.de) Weinblog kann euch bei eurer Suche eine gute Hilfe sein. Auf lockere, offene und für jeden verständliche Art und Weise berichtet Laurens – der definitiv kein Weinsnob ist – über Weine, die er in Supermärkten gefunden hat. Weitere Tipps, Empfehlungen, aber auch absolute „No Gos“ werden hier äußerst sympathisch vermittelt.
Da wir dem Sommeranfang alle sehnsüchtig entgegenblicken und es kaum abwarten können mit dem perfekten Wein an den See oder in die Natur zu entschwinden, haben wir uns drei Beiträge zu passenden Sommerweinen aus seinem Blog rausgesucht.
Der Gallo Summer Red
Laurens stellt hierfür beispielsweise den „Gallo Summer Red“ vor – einen fruchtigen Rotwein, der leicht und bekömmlich ist. Perfekt für ein Picknick im Stadtgarten und geeignet als wunderbarer Kompromiss zwischen Weiß- und Rotwein. Trotz der dunkelroten Farbe und eines angenehmen Geruchs von Pfirsich/Aprikose und Joghurt ist dieser Wein eher ähnlich einer Sangria: fruchtig, erfrischend und einfach zum Trinken da. Wenn ihr mehr über diesen Wein erfahren wollt, findet ihr hier den gesamten Bericht.
Der Blanc de Noir von Schloss Affaltrach
Ein Sommerwein muss für viele leicht und weiß sein, also kein schwerer Tropfen. Das erfüllt der „Blanc de Noir von Schloss Affaltrach“ perfekt. Gekennzeichnet durch eine angenehme Süße, eine dezente Säure und den Duft nach Wassermelone, Ananas und Physalis ist dieser Wein ein gelungener Sommerwein, der erfrischt und kurz im Abgang ist. Wieso Laurens Mauquoi ihn außerdem für die warme Jahreszeit empfiehlt erfahrt ihr hier.
Der Gallo Zinfandel
Angenehme 20 Grad, ein Picknickkorb und ein abgelegenes, schattiges Plätzchen auf einer grünen Wiese – klingt doch nach der hervorragenden Atmosphäre für das erste Date. Aber da fehlt doch noch etwas… richtig, der perfekte Wein!
Laurens empfiehlt für diese Fälle den „Gallo Zinfandel“ – ein typischer kalifornischer Supermarktwein. Ein einfacher Wein, der zu schlicht ist für eine Hochzeit oder ein Familienfest, aber ein Wein, der kirschrot im Glas glänzt und extrem fruchtig und weich ist. Klingt soweit gut? Mehr Einschätzungen zu diesem Wein findet ihr hier.
Discounter- oder Winzerwein
Ob die großen Weinmarken des Discounters aber tatsächlich mit den Weinen vom Winzer mithalten können, steht immer noch offen. Da scheiden sich die Geister – warum dem so ist, wollen wir jetzt ein wenig auf den Grund gehen.
Der Absatz deutscher Weine über die Discounter hat in den letzten Jahren stark zugenommen – sehr zum Leid der Winzer, denn dadurch verringerte sich der Direktkauf beim Erzeuger. Dem Internet sei Dank – der Online-Verkauf bietet den Winzern die Möglichkeit, ihre Weine über ihren eigenen Online Shop zu vermarkten. Nun bleibt die Frage: Warum nicht beim günstigeren Wein des Discounters bleiben, wenn der doch auch ganz gut schmecken kann? Einfach gesagt: Das kann man sicherlich.
Die Discounterweine, wie wir festgestellt haben, können auch schmecken, aber möchte ein echtes Geschmackserlebnis, dann ist man beim Winzer besser bedient. Während die meisten Discounterweine harmonisch und angenehm im Geschmack sind, stechen die Weine des Winzers durch ihre Einzigartigkeit hervor. Viele Weinkenner suchen nach genau diesem sehr ausgeprägten, teils sogar extremen Geschmackserlebnis. Dem Otto Normalverbraucher hingegen genügt es, einen sanften Weißwein gefunden zu haben, der gut zum Fisch passt. In diesem Fall kann man nur darauf hinweisen, dass Geschmäcker einfach verschieden sind. Gute Weine kann man auch im Discounter finden, aber das gewisse Etwas haben die Weine vom Winzer!
© Foto: der-weinsnob.de